Roadtrip Australien Part 2
14 05 2012Stationen: Byron Bay – Nimbin – Border Range NP – Mt. Warning NP – Gold Coast (Tweed Heads / Coolangatta / Burleigh Heads / Main Beach / Surfers Paradise) – Brisbane – Glasshouse Mountains – Sunshine Coast (Caloundra / Noosa Heads) – Standown Park – Fraser Coast (Rainbow Beach / Tin Can Bay / Hervey Bay) – Capricorn Coast (Bundaberg / Coral Cove / Bargara / Mon Repos Reserve / Agnes Water)
km: 1452
Unsere zweite Woche an Australiens Ostküste startete mit viel zu frühem Aufstehen. Wir fuhren zu nachtschlafener Zeit nach Byron Bay, um auf dem Aussichtspunkt beim Leuchtturm die Ersten in Australien zu sein, die die Sonne aufgehen sehen – dort befindet sich nämlich der östlichste Punkt des Kontinents. Neben uns hatten auch einige andere Touris den Weg nach oben gefunden – die Einzige, die sich an diesem Morgen allerdings nicht zeigte, war die Sonne, die hinter einer dichten Wolkendecke verborgen blieb. Die Aussicht von dort oben war trotzdem ganz nett und so hatten wir zumindest noch viel vom Tag vor uns. Da das Wetter leider auch Stunden nach dem Sonnenaufgang nicht besser wurde, verbrachten wir den Vormittag in einem netten Café in Byron Bay, wo es sich gut aushalten lässt. Überhaupt ist Byron Bay ein wirklich entspanntes Surfer-Örtchen mit vielen netten Shops und Cafés. Hier und da hängen ein paar Althippies und andere alternative Gestalten rum, die das Straßenbild interessant machen. Von den Hippies animiert, fuhren wir am Nachmittag ein Stück ins Landesinnere in die kleine Stadt Nimbin. Mmhh, wie soll man Nimbin beschreiben? Es ist so etwas wie eine geschlossene Kiffer/Hippie/Künstler-Enklave im sonst doch recht aufgeräumten Australien, wie wir es bisher erlebt haben. Die Stadt besteht eigentlich nur aus einer Hauptstrasse, in der sich Galerien, Shops und Museen aneinander reihen – alles etwas abgeranzt, aber durchaus mit einem gewissen Charme versehen. Die Nimbiner Bewohner vertreten die Meinung, dass Marijuhana zu Unrecht kriminalisiert wird und im Museum und in Hanfshops kann man auch lesen warum das so sei. Im Café nebenan wird Brownie mit Hanfsamen serviert (selbstverständlich ohne berauschende Wirkung) und einmal im Jahr findet das Mardi Grass statt, ein großes Festival bzw. Demo zur Legalisierung von Cannabis. Heike musste so lachen, als ihr im Hanfmuseum eine Dame mittleren Alters entgegen kam, die ihre Ware anbot: „Cookies, Darling?“ 😉 Der Ort hat definitiv etwas ganz besonderes und wir haben unseren Besuch nicht bereut.
Von Nimbin ging’s zum Sonnenuntergang über enge Landstraßen weiter nördlich Richtung Kygole. Auf dem Weg dorthin hatten wir einige Beinah-Kollisionen mit Kängurus, die am Abend aktiv werden und vor allem blöd glotzend am Straßenrand sitzen und man als Autofahrer nicht weiss, ob das Viech nun gleich loshoppelt oder nicht. Aber alles nochmal gutgegangen, wir und die Kängurus haben überlebt und die abendliche Fahrt durch die Natur war sehr schön. Die Nacht verbrachten wir mit Strom mal wieder auf einem Showground in Kygole.
Am nächsten Morgen fuhren wir in den Border Range Nationalpark, von dem unser Campnachbar am vergangenen Abend geschwärmt hatte. Eigentlich wollten wir dort eine Wanderung machen, aber als wir im Nationalpark ankamen, fing es an zu schütten und so motiviert waren wir dann doch nicht, bei Regen durch den Wald zu stapfen. Trotzdem fuhren wir einmal quer durch den Nationalpark, dazu noch auf einer elendigen Huckelpiste, und der Weg zog sich ewig hin. Einmal mussten wir anhalten und die Straße von einem umgekippten Baum befreien, der zwar riesig aussah, sich aber mühelos mit einem Ruck von der Straße ziehen ließ. Wir hatten uns schon auf eine längere Arbeitspause eingestellt…Beim letzten Lookout des Parks hatten wir dann auch nochmal Glück und konnten eine schöne Aussicht auf die umliegenden Berge genießen. Nach einer ausgedehnten Mittagspause inklusive Mittagsschlaf fuhren wir zum Mount Warning Nationalpark, um dort einen minikurzen Walk zu machen, da die Wanderung zum Gipfel (1156 Meter) in jedem Fall am Morgen angetreten werden muss, um noch vor Sonnenuntergang im sicheren Tal anzukommen. Danach fuhren wir in das Örtchen mit dem schönen Name Murwillumbah, um dort Wäsche zu waschen und einzukaufen. Danach gings noch bis kurz vor Tweeds Heads, wo wir eine schöne Schlafstelle auf einem kostenlosen Rastplatz am Fluss fanden. Zwei Dinge jedoch störten unsere Nachtruhe: Erstens gab es dort super viele Mücken, und Robbe kam nach dem Rauchen mit ca 12 Stichen auf dem Rücken zurück in den Camper. Das kommt davon ;-)! Zweitens hat es fast die ganze Nacht lang wie aus Eimern geschüttet und wir stellten fest, dass unser Camper undicht ist und es an mind. 2 Stellen rechts und links des Bettes reinregnete. Da half nur das Unterstellen von Tassen und Schüsseln und so lagen wir noch gequetschter als sonst in unserem Camperbett und haderten mit unserem Schicksal, warum uns der Reisegott momentan verlassen hat.
Am 19.04. verließen wir am frühen Morgen die Mückenhölle schnellstmöglich und frühstückten total gemütlich auf einem Lookout in Tweed Heads mit Blick auf das Meer. Der Himmel war wieder blau und die Sonne strahlte, und unsere Laune war selbstverständlich auch direkt besser. Nach dem Frühstück ging’s an den Surferstrand von Coolangatta, und wir schauten eine ganze Weile den Surfern zu, die an diesem Morgen extrem hohe Wellen zu bezwingen hatten. Neben uns waren viele andere Schaulustige am Strand, die ebenfalls das wilde Meer bestaunten. Wir spazieren eine Weile an den Stränden entlang und fuhren dann nach Burleigh Heads, danach weiter nördlich zur Main Beach und verbrachten dort den Nachmittag äußerst entspannt an einem schattigen Platz am Ende der dortigen Landzunge.
All diese Orte gehören übrigens zur berühmten Gold Coast, einem Küstenabschnitt an der Ostküste Australiens, der vor allem bekannt ist für seine langen, goldenen Strände und die ausgezeichneten Bedingungen für Surfer. Am Abend fuhren wir nochmal zurück nach Burleigh Heads und während Heike ihren abendlichen Lauf absolvierte, schoss Robbe richtig beeindruckende Fotos von der Skyline der Stadt Surfers Paradise, die von einem Aussichtspunkt in Burleigh Heads super zu sehen ist. Zwischen Burleigh Heads und Surfers Paradise befindet sich noch ein Ort mit Namen Miami, und daran erinnert die Gegend dort auch stark.
Nachdem die Fahrt in kleine Feldwege bei der Schlaftplatzsuche bekanntlich keine Option mehr ist, probierten wir es diesmal mit Hilfe von Google Maps bzw. Satellite aus, welche uns hoffentlich zu einer sicheren, aber abgelegenen Schlafstelle bringen sollten. Und tatsächlich fanden wir so unseren Schlafplatz für diese Nacht, nämlich den Hinterland Regional Park. Zwar mussten wir genau während des Kochens umparken, weil ein netter Inder seine Pflichten tun und das Haupttor des Parks nachts absperren musste. Trotzdem fanden wir noch einen annehmbaren Schlafplatz am Eingang des Parks mit der Erlaubnis des Parkwärters höchstpersönlich.
Am nächsten Tag stand auch schon Brisbane auf dem Programm, eine tolle Stadt etwa 900 km nördlich von Sydney ebenfalls an der Ostküste gelegen. Brisbane ist die Hauptstadt des australischen Bundesstaates Queensland, hat ca. 2 Mio Einwohner und trennt die Gold Coast im Süden von der Sunshine Coast weiter nördlich ab. Es wurde 1824 unter dem Namen Moreton Bay als Strafkolonie gegründet und wurde später nach dem damaligen Gouverneur von New South Wales, Sir Thomas Brisbane benannt.
In der Stadt angekommen dauerte es erstmal eine Weile, bis wir einen Parkplatz gefunden hatten (mit dem 2,4 Meter hohem Camper passt man zumeist nicht in ein Parkhaus rein), aber irgendwann fanden wir dann einen guten und günstigen Platz westlich des Stadtzentrums. Brisbane ist im Prinzip so kompakt, dass man alle Hauptsehenswürdigkeiten erlaufen kann, eine andere Option ist allerdings, sich für nur 2 Dollar pro Tag Bikes auszuleihen und mit diesen die Stadt zu erkunden. So radelten wir also durch Brisbane, waren auf der Shoppingmeile, im Botanischen Garten, fuhren auf dem 6,4 km langen Rundweg am Fluss entlang und schauten uns die wichtigsten Plätze und Gebäude an. Am Abend gabs wie in letzter Zeit häufig die alte Arbeitsteilung – Robbe machte grossartige Fotos von der Skyline der City und Heike entdeckte die tolle Laufstrecke am Fluss. Geschlafen haben wir in dieser Nacht im Canterbury Park etwas nördlich von Brisbane.
Brisbane ist auf jeden Fall eine ziemlich coole Stadt und wir haben uns hier sehr wohlgefühlt!
Der 21.04. stand ganz im Zeichen der Sunshine Coast. Dieser Abschnitt erstreckt sich ca 60 km entlang der Küste und wie der Name schon sagt scheint hier immer die Sonne – naja fast ;-)! Auf jeden Fall ist es ein wichtiges Touristenziel Australiens und für hiesige Verhältnisse dicht besiedelt.
Wir standen an diesem Morgen noch vor Sonnenaufgang auf und machten zunächst einen Abstecher ins Landesinnere zu den Glass House Mountains.
Namensgeber für die Berge war James Cook, der 1770 die Ostküste Australiens entlang segelte und beim Anblick der regennassen und dadurch glänzenden Gesteinsgipfel an Glasschmelzöfen in seiner Heimat Yorkshire erinnert wurde. Der Nationalpark umfasst insgesamt 12 Vulkanhügel, die vor 25 bis 27 Millionen Jahren entstanden sind.
Am Lookout sahen wir die Sonne aufgehen, wenn auch mit vielen Wolken im Vordergrund. Trotzdem war der Blick über die Berge beeindruckend und der Abstecher hat sich definitiv gelohnt. Danach ging’s wieder zur Küste und weiter Richtung Norden. Wir fuhren zunächst nach Caloundra und haben am Golden Beach gefrühstückt, danach ging es weiter die Küste entlang nach Noosa Heads, dem populärsten Ort der Sunshine Coast mit vielen Bars, Cafés und Restaurants. Das Städtchen sah beim Durchfahren wirklich gemütlich aus, war aber auch ganz schön voll mit Touris, und so fuhren wir weiter zu den Süsswassersee Cooroibah, wo wir auf der Suche nach einem Campingplatz waren. Heike hatte jedoch dummerweise die Namen verwechselt – der gesuchte Campingplatz liegt eigentlich am Lake Cootharaba, und so mussten wir ein Stück des Weges wieder zurück fahren und unsere Laune wurde durch das viele, teilweise sinnlose Rumgefahre an diesem Tag auch nicht besser. Am richtigen See angekommen hatte der erste angesteuerte Campingplatz keine Power Sites und der zweite war voll – unsere Laune hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht. Während Heike missmutig ihr Mittagessen verspeiste, war Robbe – unser Macher 😉 – nicht untätig und recherchierte und reservierte uns dann doch noch einen freien und erschwinglichen Campingplatz nochmal einige Kilometer nördlich. Der Standown Park Campground liegt 50 km entfernt von der Fraser Coast und inmitten eines ausgedehnten Waldgebietes, wo sogar noch Wildpferde in freier Wildbahn leben. Am Abend konnten wir hier ganz viele Kängurus beim Grasen auf der Wiese nebenan beobachten und in der Nacht wurden wir mit einem atemberaubenden Sternenhimmel belohnt, der all unseren Frust vom Tage vergessen ließ!
Nach einem ausgedehnten Frühstück und einem netten Gespräch mit dem Campground-Chef am nächsten Morgen fuhren wir weiter nördlich zur Fraser Coast, und zwar zunächst zur Rainbow Beach. Wir erkundeten dort die Carlo Sandblow, eine 120 Meter hohe Düne mit schönen Ausblick auf die in 72 Schattierungen schimmernden Sandcliffs. Danach ging’s nach Tin Can Bay, wo wir unsere Mittagspause mit einem leckeren selbstgemachten Beef-Burger verbrachten. Danach ging’s nach Hervey Bay, wo die Entscheidung anstand, ob wir am nächsten Tag einen Ausflug nach Fraser Island machen sollten. Fraser Island ist mit 124 km Länge und durchschnittlich 15 km Breite die größte Sandinsel der Welt und beherbergt außerdem ca. 200 Süsswasserseen mit extrem klaren Wasser, eine vielfältige Flora und Fauna und größere Regenwaldgebiete. Das Baden im Meer vor Fraser Island ist allerdings lebensgefährlich, da dort tückische Strömung herrschen und sich Haie in dem Gebiet tummeln.
Obwohl uns der Trip sehr gereizt hat, beschlossen wir letztendlich, nicht nach Fraser Island zu fahren. Zum einen war die Wettervorhersage für die nächsten Tage nicht wirklich überzeugend, und es gibt nichts dran zu rütteln, dass so ein Trip nur halb so schön ist, wenn die Sonne sich nicht blicken lässt. Zum anderen hatten wir nach so langer Zeit selbstbestimmten Camperlebens keine Lust auf eine organisierte Tour mit 20 anderen Backpackern, und das Mieten eines Jeeps nur für uns hätte ein ziemliches Loch in unser Reisebudget gerissen (selbst die Touren starten bei 160 Euro/Person für einen Tag!).
Da geben wir unser Geld lieber für einen Tauchausflug im Great Barrier Reef aus. In Hervey Bay verbrachten wir noch den Abend mit Fotografieren und Telefonaten in die Heimat. Geschlafen haben wir auf einem Rastplatz nahe Bundaberg, wo es sich gut aushalten ließ.
Als wir am 23.04. morgens im Camper aufwachten, waren wir froh, uns gegen den Trip nach Fraser Island entschieden zu haben, denn der Morgen begrüßte uns mit Wolken und dichtem Nebel. Wir fuhren in die Zuckerrohr- und Rumstadt Bundaberg auf einen Rastplatz und verspeisten unser Müsli. Als sich die Sonne dann doch noch zeigte, ging’s zum Strand nach Coral Cove, wo es die einzige Möglichkeit an der Ostküste gibt, vom Strand aus zu Schnorcheln. Außer einer aufgeschabten Hand und Beinen hat der Schnorchelausflug jedoch gar nix gebracht, denn die Sicht war schlecht, die Strömung stark und Robbe wusste auch nicht so recht, wo es wirklich was zu sehen gibt (Heike hatte sich erst gar nicht ins Wasser getraut ;-)). Die Schülergruppe nach uns, bei der Schnorcheln anscheinend auf dem Stundenplan steht (die Glücklichen!) kam auch nach kurzer Zeit wieder raus aus dem Wasser, von daher schien es an diesem Tag tatsächlich nicht die besten Bedingungen gegeben zu haben. Von Coral Cove ging’s nach Bargara, wo wir Mittag aßen und danach fuhren wir zum Mon Repos Reserve, wo eine riesige Schildkrötenpopulation lebt, die allerdings – als wir da waren – gerade ausgeflogen war (die Brutsaison läuft von November bis März, danach sieht man nur mit großem Glück noch Schildis am Strand). Wir machten trotzdem einen Strandspaziergang, in der Hoffnung, ein verirrtes Exemplar zu Gesicht zu bekommen, was jedoch leider nicht von Erfolg gekrönt war. Danach fuhren wir noch gut 100 km bis Agnes Water, einem beschaulichen, schönen Surfertown und der letzten Möglichkeit an der Ostküste, die Wellen zu reiten (danach beginnt das Great Barrier Reef und dadurch wird das Wasser an der Küste entsprechend ruhiger). Dort gibt es einen sehr schönen Strand und während Robbe wie immer am Abend sein „Pic of the Day“ schoss, absolvierte Heike ihren abendlichen Lauf. Geschlafen haben wir auf einem großen Parkplatz nahe der Info, wo sich im Laufe des Abends noch andere Camper zu uns gesellten und die Nacht zum Tag machten, sodass wir wieder mal die Oropax rauskramen mussten.
Unsere zweite Australien-Woche hatte Höhen und Tiefen. Es gab Momente, wo wir ziemlich frustriert waren, weil die Tage ohne wirkliche Highlights vorüber gingen und wir uns gefragt haben, was wir hier eigentlich machen. Sicherlich – die Entscheidung, die Ostküste zu bereisen, war von der Logistik her die Beste, aber es gibt eben auch so viele andere Teile Australiens, die vielleicht noch reizvoller sind. Das Problem an Australien sind die unendlichen Weiten. Wenn man bedenkt, dass die Fläche ganz Europas Australien immer noch nicht ganz ausfüllt, kann man nunmal nicht in 4 Wochen alles gesehen haben und von einem Highlight zum anderen fahren, wie wir es von Neuseeland gewohnt waren. Und wir wissen auch, das ist Jammern auf hohem Niveau, und so machen wir selbstverständlich immer das Beste draus und können uns am Ende nicht wirklich beschweren :-)!
Coming next: Australien Roadtrip Part 3